Im Trainingslager die Seiten gewechselt
Mory Karamoko ist in der Nähe von Paris aufgewachsen, spielte zuletzt in Portugal Fussball und hat im Frühjahr ganz plötzlich zum FC Langenthal gewechselt. Die Geschichte, wie der Transfer zu Stande kam, beinhaltet ein Stück Fussballromantik.
Von Leroy Ryser (Text und Foto)
Es klingt wie aus einem Film: Der FC Langenthal hat sein Trainingslager im Frühling in Portugal absolviert und dort gleich einen neuen Innenverteidiger mit nach Hause genommen. Mory Karamoko, der angesprochene 21-Jährige, bestätigt die Story: «Unser Trainer Joao Paiva kennt meinen ehemaligen Trainer und sie haben über mich gesprochen. Ich passte ins Profil von Paiva und durfte deshalb beim Freundschaftsspiel gegen den FC Langenthal im Team des FC Langenthal spielen.» Und prompt blieb er dort. «Eine Woche nachdem sie nach Hause gegangen sind, bin ich nachgereist», sagt er, denn nach dem Spiel habe man sich einigen können und den Transfer ins Rollen gebracht. Seither ist der gebürtige Franzose ein fester Bestandteil der FCL-Equipe, in bisher jedem Spiel hat der Innenverteidiger gespielt.
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Die Grösse als Vorteil
Die Gründe? Mory Karamoko muss nicht lange über seine Vorteile nachdenken, denn sie sind offensichtlich. Er ist gross, kräftig, ein typischer Innenverteidiger, wie er im Buche steht. Er selbst formuliert es etwas anders: «Ich habe von allem ein bisschen. Ich kann physisch spielen, bin technisch gut, kann auch etwas kreieren und profitiere sicherlich auch von meiner Grösse.» Sein Nachteil? «Ich habe von vielem etwas aber bin wahrscheinlich noch nirgendwo in der absoluten Spitze.» Das strebe er an, denn immerhin ist und bleibt es sein Ziel, dereinst auf Profi-Level zu spielen. In der Schweiz erachtet er die Chancen, dorthin zu gelangen als grösser. Vor allem auch wegen dem Trainer. «Der Schritt, zum FC Langenthal zu kommen, war richtig. Ich habe grosses Vertrauen in unseren Trainer, er kennt den Fussball und ist schlichtweg ein super Coach.» Allgemein habe der FC Langenthal ihn hervorragend aufgenommen, meint er und spricht ein Lob an die Organisation vom Sportchef bis hin zum Präsidenten aus.
Der Wechsel nach Langenthal sei dennoch nicht nur einfach gewesen, sagt Mory Karamoko. «Ich habe bisher immer nur Fussball gespielt, hatte täglich Training. Das ist jetzt anders», sagt er, der derzeit als Logistiker in einer Langenthaler Firma arbeitet. Er habe sich aber gut akklimatisieren können, geholfen habe auch, dass er mit Teamkollegen eine WG teilt. In Langenthal fühle er sich wohl, sagt er, die Schweiz gefalle ihm besonders, er geniesse es entsprechend, hier zu sein.
«… und dann gegen YB – das wäre toll»
Das hat wahrscheinlich auch mit dem fussballerischen Erfolg zu tun. Langenthal spielt bei den Top-Teams in der 1. Liga Classic mit und hat gegen Ende der Vorrunde mit den Duellen gegen Schötz und GC sogar noch die Möglichkeit, tabellarisch noch weiter nach vorne zu stossen. «Wir wollen so weit oben wie möglich stehen. Wir haben ein junges Team, aber können das schaffen.» Und dann ist da auch noch der Cup. Am 3. Dezember wartet das Duell mit dem FC Biel, ein Sieg gehört zu den Hauptzielen des in Paris aufgewachsenen Fussballers. «Wir haben schon jetzt historisches geschafft und wollen noch einen Sieg mehr schaffen. Und dann gegen YB – das wäre toll.» Mit Mory Karamokos Worten wird klar: der junge Verteidiger hat noch viel mit dem FC Langenthal vor. Dass er im Trainingslager die Seiten gewechselt hat, dürfte sich somit nicht nur für ihn selbst zum Glücksfall entwickeln, sondern auch für den FC Langenthal.